Vorsorgevollmacht, Bock und Gärtner

Die Suche nach geeigneten und vertrauenswürdigen Vorsorgebevollmächtigten stellt in der Beratungspraxis eine der wesentlichsten Hürden im Zuge der Errichtung von Vorsorgevollmachten dar.

Abgesehen von tadellosem Leumund, persönlicher Integrität und facheinschlägiger Erfahrung ist speziell auf spätere Interessenkonflikte zu achten, die eine seriöse Ausübung des Mandats erschweren oder unter Umständen sogar zu missbräuchlichen Handlungen verleiten könnten.

Potenziell zur Erbfolge berufene Familienangehörige oder testamentarisch bedachte Personen scheiden vor diesem Hintergrund meistens allein deshalb aus, weil jede finanzielle Investition in das Wohlergehen des/der Vollmachtsgebers/in zwangsläufig das spätere Erbe schmälert und zu übertriebener Sparsamkeit verleiten könnte. Allenfalls warten (Ur-) Enkel-Kinder ja auch bereits dringend auf die nach einer Übersiedlung ins Pflegeheim freiwerdende Wohnung oder die jeweiligen Lebensrealitäten lassen sich irgendwann einfach nicht mehr in Einklang bringen, etwa in religiöser, politischer oder weltanschaulicher Hinsicht (an die innerfamiliären Dissonanzen während der Covid-19-Pandemie sei warnend erinnert).

Im österreichischen Schrifttum noch etwas stiefmütterlich behandelt, widmet sich die deutsche Literatur dankenswerterweise schon seit geraumer Zeit sehr intensiv der Problemanalyse und Prophylaxe gegen den Missbrauch von Vorsorgevollmachten.

Beispielhaft sei hier auf den überaus lesenswerten Beitrag von Dr. Bertil Sander, Missbrauch von Vorsorgevollmachten – ein ungelöstes Problem, ZErb 4/2023, 121, und auf das Vorwort in ZErb 3/2023, Missbrauch der Vorsorgevollmacht – nicht nur ein vermögensrechtliches Problem, hingewiesen, mit dem sehr treffenden Abschlussstatement von ZErberus:

„Vollmachtsmissbrauch zu verhindern ist schwer. Missbrauch der Vollmacht in der Personensorge zu verhindern, ist noch schwerer. Umso wichtiger ist es, dass Rechtsanwälte und Notare bei der Beratung zur Errichtung einer Vorsorgevollmacht vorsorglich sämtliche Aspekte des Vollmachtsmissbrauchs offen und ausführlich ansprechen und nach geeigneten Strategien suchen, den Missbrauch im konkreten Fall so schwer wie möglich zu machen.“

Fotonachweis:
Foto und Fotobearbeitung: Johann Schilchegger, © Copyright 2025