Familienvermögen

Die Bewahrung des Familienvermögens über Generationen hinweg wünschen sich nahezu alle, und sei es auch noch so bescheiden.

Nur selten wird daran gedacht, dass dies erfahrungsgemäß ein äußerst schwieriges Unterfangen ist, zumal die Neigungen, Fähigkeiten und Vorstellungen der Familienmitglieder häufig diametral voneinander abweichen.

Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1815 – 1898) wird mit dem launigen Satz zitiert:

Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt.“

Nun dürfte sich gewiss nicht jede „Umverteilung“ derart dramatisch und vielleicht auch nicht in dieser Reihenfolge gestalten. Während sich in Unternehmerkreisen aber längst herumgesprochen hat, dass die genetischen Nachfolger eher selten die gleichen Begabungen und Interessen, wie die Gründer vorzuweisen haben, wird diese Erkenntnis bei der Weitergabe anderer Vermögenswerte, wie etwa Immobilien, Kunstwerke, Wertpapiere, Sparguthaben udgl beharrlich ignoriert.

Dilettanten gelingt oft nicht einmal die Werterhaltung, von einer Vermehrung der Substanz ganz zu schweigen. Im Gegenteil mutiert ohne die erforderliche Begeisterung für ein bestimmtes Werk, das tollste Schmuckstück irgendwann zum lästigen Accessoire und der Giacometti im Wohnzimmer zum Staubfänger.

Während die Erblasser allenfalls noch eine lukrative Verwertung herbeiführen und den Erlös geschickt dazu verwenden könnten, ihren Nachkommen je nach deren „eigenen“ Geschmack eine Freude zu bereiten, entscheiden sich viele für die programmierte Vernachlässigung und den vorhersehbaren Abverkauf des „Lieblingserbstücks“ unter Wert; oft nach Jahrzehnte langem Ärgernis und späterhin schlechtem Gewissen.

Man kann sich nur wundern, weshalb sich die wenigsten eingestehen wollen, dass ihre Passion nicht unbedingt auch von Angehörigen geteilt wird.

Anders könnte es vielleicht zur Freude aller gelingen, aus der vierten wiederum eine erste Generation zu erschaffen.