Einkommensteuer statt Erbschaftssteuer?

Jens Beckert ist ein gebildeter Mann, der als Soziologe und Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln einen beeindruckend simplen Ansatz entwickelt hat, wie man die Fortschreibung sozialer Ungleichheit durch nahezu unbesteuerte Vermögensvererbungen etwas eindämmen könnte.

Man müsse nur „Erbe und Arbeit gleich besteuern“.

So lautet jedenfalls der Titel zu seinem von der Journalistin Regina Bruckner geführten Interview im DER STANDARD vom 13./14. Dezember 2014, in dem er seine Thesen mit einer Reihe historischer Exkurse sehr anschaulich unterlegt.

Wer sich daran erinnert, dass die in Österreich bis August 2008 bestehende Erbschafts- und Schenkungssteuer einen Tarif bis zu 60% vorgesehen hat, während der Einkommensteuerhöchstsatz aktuell bei „nur“ 50% liegt, müsste in dieser Variante auch eine potenziell günstigere Alternative zur Wiedereinführung von erfahrungsgemäß mit überbordend viel bürokratischem Aufwand verbundenen Vermögenssteuern sehen.

Negative Effekte und schockartige Steuerspitzen ließen sich ohne weiteres über entsprechende Freibeträge und mit der Einrichtung angemessener Verteilungszeiträume abfedern.

Eigentlich genial und diskussionswürdig, soferne die zusätzlichen Einnahmen ausschließlich zur steuerlichen Entlastung laufender Einkünfte verwendet würden und nicht zur Weiterfinanzierung der grassierenden Verschwendungssucht im öffentlichen Bereich.