Zu Hause sterben

Fragt man Menschen, wo sie sterben möchten, gibt es eine ganz klar favorisierte Antwort: Zu Hause.

Die Realität ist leider häufig aber eine andere: „Viele sterben im Altenheim, das allerdings oft schon zu einem zu Hause geworden ist. Sie kommen gut damit zurecht, sofern es eine einfühlsame, kompetente Betreuung gibt“, ist Dr. Maria Haidinger, Fachärztin für Gynäkologie, überzeugt, die seit zwölf Jahren als Obfrau der Hospiz-Bewegung Salzburg tätig ist. Tatsächlich komme es schon seit längerem zu einer Verschiebung des Sterbeortes vom eigenen Heim hin zu Krankenhäusern, Pflege- oder Altersheimen. In gewisser Hinsicht sei eine Institutionalisierung des Sterbens zu beobachten.

Die Ursachen, warum zunehmend weniger Menschen zu Hause sterben, liegen auf der Hand: Sie werden heutzutage älter und leiden häufiger lange Zeit an schweren Erkrankungen. Zusätzlich gibt es Änderungen in den Familienstrukturen. Auch was den Zusammenhalt und die räumlichen Distanzen betrifft. Wir entfernen uns zusehends weg von einer Solidargemeinschaft hin zum Primat des Individualismus. Außerdem sind immer weniger Menschen bereit, häusliche Pflegedienste für Verwandte zu verrichten.

Daheim zu sterben ist speziell dann einer der wichtigsten Wünsche, wenn sich Betroffene ihres bevorstehenden Abschieds bewusst werden. Die eigenen vier Wände bieten Schutz und ein besonderes Gefühl der Vertrautheit. Wir Menschen sehnen uns gerade dann nach einem Refugium, einem Unterschlupf, der uns Geborgenheit vermittelt, wenn es uns nicht gut geht. Hier unterscheidet uns wenig von anderen Lebewesen. Offenkundig handelt es sich dabei um einen Urinstinkt, der keineswegs irgendetwas mit einem lästigen Altersstarrsinn zu tun hat, wie viele genervte Angehörige oft beklagen. Deshalb und aufgrund der demographischen Entwicklung hin zu immer mehr älteren Mitgliedern in unserer Gesellschaft kommt dem Thema Hauskrankenpflege sukzessive größere Bedeutung zu.

Das Hilfswerk Salzburg beispielsweise ermöglicht es schwer Erkrankten durch die Bereitstellung von professionellen Pflegebetreuungsdienstleistungen weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. „Der Grundgedanke ist, dass die Leute zu Hause bleiben können. Es geht dabei immer um ihre individuellen Bedürfnisse und die Aufrechterhaltung ihrer Würde. Diesbezüglich spielt vor allem die Selbstbestimmung eine wichtige Rolle. Sie sollten in ihrem eigenen Heim entscheiden können, was wichtig für sie ist“, betont Herbert Schaffrath, Leiter des Familien- und Sozialzentrums des Hilfswerk Salzburg für den Bezirk Pongau.

Die Anforderungen der Betroffenen könnten dabei ganz unterschiedlich sein. Manchen, die sich gesundheitlich in einem stabilen Zustand befinden, reiche es, wenn einmal wöchentlich eine Haushaltshilfe zur Unterstützung komme. Zu erledigen seien dann primär Einkäufe oder die Reinigung der Wohnung. Verschlechtere sich der Gesundheitszustand und benötigten sie deshalb mehr Hilfe, werde ihnen eine Hauskrankenpflege zur Seite gestellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien dann beispielsweise auch für die körperliche Pflege sowie die Krankenpflege der Betroffenen verantwortlich. An sich in Krankenhäusern stattfindende Verrichtungen, wie Verbandswechsel oder die Verabreichung von Spritzen, würden hier auf kurzem Wege im Eigenheim erledigt. Die ohnehin häufig überbelegten Spitäler könnten durch diese Form der externen Pflege ganz nebenbei ebenfalls nicht unerheblich entlastet werden.

Ein wesentlicher Vorteil von Pflegediensten, die Patienten in ihrem Eigenheim betreuen, liege auch in der Unterstützung von Angehörigen. „Häufig sind es Frauen, die mit der Pflege von älteren Personen betraut werden. Dass es neben Kindern, der Führung des Haushaltes und einem Beruf durch diese zusätzliche Aufgabe zu einer Vierfachbelastung kommen kann, darauf wurde bisher zu wenig Rücksicht genommen“, ist Herbert Schaffrath überzeugt. Bevor seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Arbeit beginnen, gelte es zunächst die in den Eigenheimen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu erfassen. „Unsere Leute klären ab, welche Stolperfallen – etwa kleine Stufen – es geben könnte, wie mobil die Betroffenen noch sind und welche Adaptierungen des Wohnbereichs man vornehmen könnte, um den Tagesablauf zu vereinfachen“. Beispielsweise stelle für Senioren ein sogenannter „Lifter“ eine erhebliche Erleichterung dar, der dem Benutzer das Absenken in seine Badewanne in sitzender Position ermöglicht. Zusätzlich eigneten sich auch einfache Griffe, die im WC und im Bad angebracht werden zur Hilfestellung.

Eine wichtige Rolle spielten mittlerweile auch Notruftelefone und Notrufarmbänder. Stürzt eine Person oder wird sie ohnmächtig, kann per Knopfdruck oder bei modernen Geräten mittels entsprechender Sensoren automatisch die Rettungsleitstelle alarmiert werden, die wiederum sofort jene Personen informiert, welche vorweg als Kontaktpersonen angegeben wurden. Etwa der Hausarzt oder ein Nachbar, der über einen Schlüssel verfügt und augenblicklich in die Wohnung des Betroffenen gelangt. Betroffene, die ihre Schlüssel niemandem zur Verfügung stellen wollen, könnten außerhalb ihrer Wohnung einen Safe anbringen lassen. „Die Rettungskräfte verfügen über den Zugangscode und können so rasch an den Schlüssel gelangen“, erklärt Herr Schaffrath die üblichen Abläufe. Man müsse es unterstützen, wenn Leute in ihren eigenen vier Wänden bleiben wollen, auch bis zur letzten Stunde. „Wir versuchen den Aufenthalt im Eigenheim so lange wie möglich zu gewährleisten und ihnen auf diese Weise den für sie so wichtigen Wunsch zu erfüllen.“

Was aber macht es so wichtig, den Lebensabend im eigenen Haus, in der eigenen Wohnung zu verbringen? Der Gedanke vieler sei es, meint Herr Schaffrath, dass ein Seniorenheim sinnbildlich die „letzte Station“ ihres Lebens darstelle. „Die meisten wollen unbedingt in ihrem eigenen Heim bleiben, weil es sich dabei um etwas handelt, das sie sich selbst geschaffen haben. Das Haus oder die Wohnung werden als kleines Lebenswerk betrachtet, das man sich selber erspart und erarbeitet hat“, so der Leiter des Familien- und Sozialzentrums Pongau.

Die Devise „Daheim ist Daheim“ gewinne gerade im Alter an Bedeutung. Dabei komme es in erster Linie auf den Wohlfühlcharakter in der vertrauten Umgebung an. In welchem baulichen Zustand sich das Eigenheim befinde, sei dabei häufig nicht so wichtig. Herr Schaffrath berichtet etwa von einem älteren Herrn, dem es trotz gesundheitlicher Probleme besonders wichtig gewesen sei, zu Hause zu bleiben. Sein kleines Haus habe sich in einer Senke befunden, fließendes Wasser hätte es nicht gegeben. Das Gras sei durch die Holzbretter des Bodens hindurch bis in den Wohnbereich herauf gewachsen. So etwas Ähnliches wie eine Toilette wäre nur außerhalb des überaus desolaten Gebäudes zu finden gewesen. Das alles habe dem alten Mann aber offensichtlich überhaupt nichts ausgemacht.

Weniger schöne Wohnungen, die mit den Standards eines modernen Seniorenheims nicht mithalten könnten, würden dennoch häufig bevorzugt. „Es gibt Personen, die gesundheitlich wirklich sehr schwer angeschlagen sind und trotzdem unbedingt das Pflegeheim oder das Krankenhaus verlassen wollen, um ihre letzte Zeit zu Hause verbringen zu können, egal wie schlecht es ihnen auch geht“, fasst Herr Schaffrath seine Erfahrungen zusammen.

Ein weiterer Beweggrund, die letzte Lebensphase in den eigenen vier Wänden zu verbringen, besteht darin, seinem gewohnten und geliebten sozialen Umfeld möglichst nahe zu bleiben. Eigentlich ist es leicht nachvollziehbar, wie wichtig die Jahrzehnte lang gewachsenen familiären und freundschaftlichen Bindungen vor allem im hohen Alter und speziell bei Eintritt schwerer Erkrankungen werden. Es geht schlicht und ergreifend darum, auch diesen Lebensabschnitt gemeinsam mit vertrauten Personen verbringen zu dürfen. Nur allzu gut können sich die meisten von uns an ihren ersten Schultag erinnern. Man war aufgeregt und fühlte sich wohl auch etwas ausgeliefert. Leichter war es schon, wenn man ein bekanntes Gesicht unter seinen zukünftigen Klassenkollegen vorfand. Was für die Gefühlswelt von Sechsjährigen gilt, verliert zweifellos auch im hohen Alter nicht an Bedeutung. Der Schritt in eine neue und ungewohnte Umgebung fällt eben in keinem Alter leicht und besonders schwer dann, wenn man noch sehr jung oder eben schon sehr alt und gebrechlich ist.

Manche sind ganz alleine und haben niemanden mehr“, erzählt Herbert Schaffrath. Die Hilfswerk-Mitarbeiterin beziehungsweise der Hilfswerk-Mitarbeiter würden dann zur einzigen Bezugsperson für die einsamen Senioren. Sie seien oft jene, die den sozialen Kontakt zur Außenwelt herstellten, die Neuigkeiten mit herein in die Stube brächten. Lasse es der gesundheitliche Zustand der zu pflegenden Person zu, unternähmen die Mitarbeiter des Hilfswerks auch Ausflüge mit ihnen. Alten Bekannten werde dann ein Besuch abgestattet oder es gehe darum, einen ganz bestimmten Friedhof auszumachen, um geliebte Verstorbene noch einmal aufzusuchen. Die soziale Komponente, ein vertrautes Gegenüber zu haben, habe viel mit dem Begriff Heimat zu tun. Gemeint sei dann ein zu Hause abseits von Räumen, Mauern und einem darauf befindlichen Dach.

Einige Personen befinden sich im Seniorenheim und halten sich trotzdem eine Wohnung. Sie hoffen auf eine Besserung ihrer körperlichen Verfassung und möchten dann unabhängig und unkompliziert einen Platz verfügbar haben“, konstatiert Herr Schaffrath. Sie wollten den Schritt ins Seniorenheim eben nicht unumkehrbar und abschließend fixieren, sondern sich zur Sicherheit zumindest eine Heimkehroption offen halten.

Umgekehrt gäbe es aber natürlich auch jene, die ein Seniorenheim ohne weitere Bedenken, als ihr neues zu Hause annehmen würden. Viele Gemeinden verfügen mittlerweile über modern eingerichtete Häuser, die ihren Bewohnern großzügige Wohnräume zur Verfügung stellten. „Das ist eine Sache der Einstellung. Es gibt Senioren, die ganz einfach den Hotelcharakter in den Vordergrund stellen und es verstehen, gerade diesen Dienstleistungsservice zu genießen“, so Herr Schaffrath. Um das Frühstück, Mittag- und Abendessen bräuchte man sich nicht weiter zu kümmern. Wenn es erforderlich sei oder man einfach Hilfe in Anspruch nehmen wolle, fände man jederzeit Unterstützung im bestens ausgebildeten Personal, etwa bei der Körperpflege. Die so wichtige Selbstbestimmung gehe auch in einem Altersheim nicht wirklich verloren. Man könne sich frei bewegen und, wenn es gewünscht werde, viele neue soziale Kontakte knüpfen. „Obwohl es natürlich auch Pflegefälle gibt, bei denen der gesundheitliche Zustand den Bewohnern nicht mehr viele Freiheiten einräumt“, gibt Herbert Schaffrath zu bedenken. Gelänge es allerdings, das Pflegeheim als neue Heimat zu akzeptieren, so könne man dort durchaus noch viele schöne Jahre verbringen. Dann werde es eventuell auch möglich, sich mit einer gewissen Gelassenheit aus dem Leben zu verabschieden, selbst wenn es nicht an jenem Ort passiere, an dem man die meiste Zeit seines Lebens verbracht habe.

Aus der stationären Versorgung sterbenskranker Menschen resultieren allerdings hohe Kosten. Zudem eröffnet die moderne Medizin Möglichkeiten zur Lebensverlängerung, die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren, aber von den behandelnden Ärzten pflichtgemäß genutzt werden, und zwar ungeachtet der Auswirkungen auf die verbleibende Lebensqualität der einzelnen Patienten. Das Sterben verlagert sich mit steigender Tendenz in die Akutabteilungen der Krankenhäuser. In stationären Hospizen, die eine Möglichkeit des würdevollen Abschiednehmens bieten, sterben laut einem Gutachten von Birgit Jaspers und Thomas Schindler aus dem Jahr 2011 hingegen lediglich ein bis zwei Prozent der Menschen.

Werner Gruber, seit elf Jahren Sozialarbeiter im Helga-Treichl-Hospiz in Salzburg (nunmehr Raphael Hospiz Salzburg), berichtet von einer alleinstehenden Patientin, die unbedingt noch einmal nach Hause fahren wollte. Das Hospizteam habe sich anfangs skeptisch gezeigt, denn man sei nicht sicher gewesen, ob eine professionelle Betreuung gewährleistet werden könne. In einem Gespräch wäre man schließlich trotzdem darüber einig geworden, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. „An einem Freitag sagte sie zu mir, sie fühle sich relativ stabil, wir könnten uns jetzt auf den Weg machen. Ich begleitete die Dame und vermutete, sie wolle Abschied von ihrer so vertrauten Umgebung nehmen. Zu meiner Überraschung waren wir dann allerdings nur zehn Minuten in ihrem Haus. Sie leerte ihren Briefkasten und warf drei Viertel der Post weg. Den Rest der Briefe brachte sie in eine bestimmte Zuordnung. Dann blickte sie etwa drei Minuten lang aus ihrem Fenster. Anschließend ging sie zu einem Kasten und fuhr mit einem Finger an der oberen Kante des großen Möbelstückes entlang, um herauszufinden, ob sich Staub darauf befinde. Während der Heimfahrt erzählte sie mir von ihrem Krankenhausaufenthalt, bevor sie ins Hospiz gekommen war. Damals habe sie jemanden engagiert, der ihr Haus und ihren Garten sauber halten sollte. Und sie wollte kontrollieren, wie gewissenhaft er das gemacht habe. Sie zeigte sich zufrieden über die Sauberkeit“, so Werner Gruber. Wenige Tage später sei sie verstorben. Noch heute findet es der Sozialarbeiter skurril, wie kurz sie damals im Haus gewesen waren. Erst später habe er verstanden, wie wichtig dieser Besuch für die Frau gewesen sei. „Ich vermute, sie hatte ihr Leben immer total unter Kontrolle, sie wollte einfach sicher gehen, ob alles rechtens ist.“

Fragen, die darauf abzielen, wo und unter welchen Umständen die Besucher sterben möchten, stellen Hospizmitarbeiterinnen wie Barbara Schnöll meist in vertraulicher Atmosphäre, wenn sie merken, die Erkrankung schreitet in eine Richtung fort, die den Tod eines Menschen absehbar macht. Die Antworten gestalten sich dabei häufig überraschend präzise. „Ich möchte unbedingt daheim sterben“, sagen manche. Andere wieder: „Ich kann es mir nur im Krankenhaus vorstellen. Ich will zu Hause niemandem zur Last fallen.“ Einige möchten keinesfalls mehr alleine gelassen werden. Vor allem Ehepaare oder Lebenspartner achteten darauf, bis zuletzt miteinander verweilen zu können. Was die eigenen Kinder angehe, gäbe es nicht selten ambivalente Einstellungen, bezüglich des Wunsches, ob sie anwesend sein sollten oder nicht. Häufig wolle man dem Sohn oder der Tochter nicht zur Last fallen oder nicht zumuten, den eigenen Elternteil in schlechter Verfassung und in einem kurz vor dem Tod meist wenig schmeichelhaften Zustand zu sehen. Es gehe dabei vielen durchaus um die bildliche Erinnerung eines lieben Menschen, weshalb ein möglichst ansprechendes Aussehen bedeutsam erscheine. Diese Art des Andenkens sei meist allen Beteiligten besonders wichtig. Umgekehrt mindere für manche ein Abschied im Kreise der Lieben das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Hilflosigkeit und Einsamkeit in wesentlich höherem Maße.

Gerade in Krankenhäusern oder Altersheimen fühlen sich Schwerkranke oft alleine. Nicht selten fehlt es in diesen Institutionen an den notwendigen Ressourcen für eine professionelle Sterbebegleitung, ebenso an geeigneten Kommunikationsstrukturen, sodass Betroffene und ihre Angehörigen von der Situation geradezu überrumpelt werden. „Man weiß zwar, dass jemand schwer krank ist. Die Patienten ebenso wie ihre Angehörigen. Aber es ist ein Unterschied, genau hinzusehen und zu sagen, diese Krankheit limitiert das Leben, und zwar nicht erst in zehn Jahren, sondern womöglich in den nächsten Tagen. Sich das einzugestehen ist schwierig“, so Barbara Schnöll.

Aber wer will schon fassbar machen, wie lange ein Leben noch dauern kann, auch wenn man an einer unheilbaren Krankheit leidet? Diagnose Krebs! Man denkt an die Nachbarin oder einen Arbeitskollegen, die vor geraumer Zeit mit derselben Krankheit konfrontiert wurden. Die Nachbarin weiß es seit fünf Jahren und lebt immer noch ohne merkliche Einschränkungen, während der Arbeitskollege damals vielleicht binnen weniger Wochen verstorben war.

In einem Hospiz zu arbeiten muss ja schrecklich sein, wenn dort ständig Menschen sterben“, meinen manche Leute gegenüber Barbara Schnöll, wenn sie von ihrem Beruf erfahren. In den Räumlichkeiten des Tageshospizes in Salzburg sind in den vergangenen elf Jahren aber lediglich drei Besucher verstorben. Die meisten erleben ihre letzten Stunden nämlich im Krankenhaus, im Pflegeheim, zu Hause oder im stationären Hospiz.

Letzteres kennt Barbara Schnöll nur zu gut. 20 Jahre ist sie nun als Krankenschwester tätig. Zehn Jahre davon im Krankenhaus, drei Jahre im stationären Hospiz und sieben Jahre im Tageshospiz. „Aber auch was das stationäre Hospiz betrifft, würden wir uns so sehr wünschen, bei den Leuten würde ein Aufenthalt dort nicht permanent mit dem Sterben gleichgesetzt. Es geht nämlich um die Lebensbegleitung von Schwerstkranken.“ Und diese seien oft durchaus noch im Stande, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Das Sterben kommt von alleine, aber leben muss man bewusst“, ist Frau Schnöll überzeugt. Im Hospiz werde nicht alleine die Krankheit zum Tagesinhalt, sondern würde viel gelacht, debattiert und diskutiert, egal ob über Politisches oder Gesellschaftliches. Wenn man mittags spontan die Türe zum Hospiz öffnen, wäre nicht immer gleich auszumachen, wer nun Patient und wer Begleiter sei. „Wir haben noch keine Weisheit gefunden, mit der sich die vorgefassten Meinungen über das Hospiz ändern ließe“, weiß sich Frau Schnöll auch in dieser Frage mit etwas Humor zu helfen.

Aus dem Buch “Die Zeit der letzten Wünsche”